Tomás Eloy Martínez: Der Tangosänger

Von Michael Schwarz · · 2005/10

Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 237 Seiten, EUR19,80

Bruno Cadogan schreibt in New York an einer Doktorarbeit über den Ursprung des Tango. Buenos Aires, der Entstehungsort des Tango, existiert für ihn jedoch nur im Kopf. Er hat zwar Stadtpläne, Reiseführer und Beschreibungen dieser Stadt gesammelt, aber er kennt sie nicht aus eigener Erfahrung – bis er darauf aufmerksam gemacht wird, dass dort Julio Martel lebt, der noch den ursprünglichen Tango singt. Bruno reist nach Buenos Aires und taucht in das pulsierende Leben der ihm fremden Stadt ein, deren Rätsel er zu entschlüsseln sucht.
Und er möchte den Tangosänger treffen. Aber Bruno kommt immer zu spät und kann ihm nicht begegnen, weil der todkranke Julio keine öffentlichen Konzerte mehr gibt, sondern jeweils unerwartet in der Öffentlichkeit erscheint und nur kurz singt. Diese einsamen Konzerte finden immer an Orten statt, wo in der Vergangenheit an Menschen ungesühnte Verbrechen begangen wurden. Die Texte der Tangos von Julio Martel sollen ihre Namen nennen und die Erinnerung an das Leiden der Opfer zurückkommen lassen. Erst kurz bevor der Tangosänger stirbt, kann Bruno ihm auf der Intensivstation begegnen.
Die eigentliche Hauptfigur des Romans ist Buenos Aires. Die Stadt, wie ein perfektes Dame-Brett angelegt, ist ein unentrinnbares Labyrinth, ein Wirrwarr von Straßen, Zeiten, Menschen und ihren Geschichten.
Der Großstadtroman enthält eine Mischung von Fakten und Fantasien, die leider manchmal konstruiert wirken. Am eindrücklichsten sind jeweils die eingeschobenen Geschichten, die von den Menschen erzählen, für die der Tangosänger singt.
Das Erscheinen des vorliegenden Romans ist anscheinend dem finanziellen Erfolg der Harry Potter-Bücher zu verdanken. Der enorme Geldsegen hat der Leiterin jenes britischen Verlags die Möglichkeit gegeben, verschiedene bekannte Schriftsteller einzuladen, einen Roman über ihre Stadt zu schreiben. Tomás Eloy Martínez ermöglicht als erster diesen eindrucksvollen Ausflug nach Buenos Aires.

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